Mein Ausflug in das australische Outback hatte sich für mich zu einem vollen Erfolg entwickelt, aber das viele Reisen mit Flügen und langen Autofahrten hatte seine Spuren hinterlassen. Ich war irgendwie chronisch müde geworden und schlief die letzte Nacht in Alice Springs schlecht. In
Darwin erwartete mich neuerlich eine gänzlich unbekannte Situation, und ich verspürte eine Vorahnung, dass es da oben im Northern Territory nicht unbedingt einfacher werden würde. In der Zwischenzeit hatte ich eine deutliche Vorstellung, was es in Australien bedeutete, abseits der Hauptverbindungen unterwegs zu sein. Dass Darwin im Grunde trotz seines Hauptstadtstatus eine abgelegene Gegend darstellte, lernte ich erst in den vergangenen Tagen. Das konnte nichts Gutes im Hinblick auf die Preise bedeuten. Und da ich mein Budget schon krass überzogen hatte, und wieder ein Auto brauchte, war ich diesbezüglich ein wenig beunruhigt. Die Australier hatten leider – wie schon öfters angedeutet - keinen Genierer, unter irgendwelchen Argumenten für schlechte Qualität höchste Preise zu verlangen.
Der Flug von Alice Springs nach Darwin verlief problemlos. Während des Steigflugs gelang es mir, noch ein paar Bilder von der trockenen Landschaft rund um Alice Springs zu machen. Im Flugzeug unterhielt ich mich sehr gut mit dem deutschen Pärchen, das ich während meiner Wanderung beim Kings Canyon kennen gelernt hatte. Bei der Gepäcksabholung erlebte ich ein paar Schreckminuten, da mein Koffer aufgesprungen war, und ein paar Utensilien herausgefallen waren. Das war sehr unangenehm. Es dauerte eine Weile, bis ich feststellen konnte, dass nach einem ersten Augenschein offenbar nichts fehlte. Endgültige Gewissheit darüber, ob etwas verloren gegangen war, würde ich erst beim Auspacken im Hotel erlangen. Zur Sicherheit begab ich mich zur Reklamationsstelle und fragte nach, was passiert war. Die Dame behauptete, der Koffer sei erst beim Laden auf das Gepäcksband aufgegangen, und es würde weiter nichts fehlen. Freundlicherweise schenkte sie mir ein paar Befestigungsgurten für meine weiteren Flüge. Das war sehr entgegenkommend, und ich war darüber angenehm überrascht. Mein Hotel hatte ich für die ersten zwei Nächte vorgebucht, doch nun begann der Kampf um ein Auto zu einem akzeptablen Preis. Die am Airport vertretenen Firmen boten im Wesentlichen alle dasselbe an. Es war wahnwitzig
und unverschämt. Zu den irren Preisen kamen noch Kilometerbeschränkungen, die ich unmöglich einhalten konnte, und saftige Aufschläge bei Übertretung. Es trat ein, was ich befürchtet hatte. Mit einem Unternehmen konnte ich mich auf ein geringfügig besseres Angebot einigen. Es wurde vereinbart, dass ich am nächsten Morgen in die Filiale in der City kommen könne, da am Flughafen noch die Flughafensteuer zum Preis hinzugekommen wäre. Ich war sehr unglücklich über diese Konstellationen und verwünschte die Gier der Unternehmen. Außerdem blieb mir unklar, wie sich das andere Menschen leisten konnten, zumal ich mich nicht unbedingt als bedürftig einstufte. Aber diese waren wahrscheinlich nur kurz unterwegs und verprassten in wenigen Wochen ihr gesamtes Erspartes oder sie waren steinreich. Mir ging es aber auch darum, dass die Verhältnismäßigkeit abhandengekommen war.
Mein Hotel gehörte zu einer Kette, die ich schon in Sydney einmal gebucht hatte, und ich wusste, was mich erwartete. Nach einer Verschnaufpause schaute ich mich in der City um. Eine weitere Autovermietung blieb zwar sehr freundlich, konnte mir aber ebenfalls kein besseres Angebot machen. Irgendwie überkam mich auch das Gefühl, dass die
Firmen gar nicht richtig wollten. Sie bemühten sich keineswegs aktiv um mich. Immerhin nannte mir die junge Dame eine weitere Firma, die angeblich bessere Angebote legen würde, welche allerdings bei meinem Besuch schon geschlossen hatte. Ein Erfolgserlebnis konnte ich bei meinem Spaziergang durch die Stadt aber dennoch verbuchen. Ich benötigte noch für mindestens eine Nacht ein Motel in Darwin und fand eine gangbare Alternative zu meinem doch eher hochpreisigen Hotel. Erschöpft kehrte ich ins Hotel zurück und ließ es für diesen Tag sein.
Darwin ist die größte Stadt und Hauptstadt des Northern Territory in Australien sowie die nördlichste Großstadt des Landes mit knapp 130.000 Einwohnern. Die Stadt wurde im Jahr 1869 gegründet und seither dreimal wiederaufgebaut, nachdem sie in den Jahren 1897, 1937 und 1974 durch Zyklone jeweils fast vollständig zerstört worden war. Sie ist Australiens einzige tropische Hauptstadt und liegt an der Timor-See näher bei Bali in Indonesien als bei Sydney. Vom internationalen Flughafen aus bestehen Flugverbindungen nach Asien und Ozeanien. Damit gilt Darwin als
„Tor nach Asien“ und im Inland als Ausgangspunkt in den Litchfield National Park, den Kakadu National Park und nach Katherine im Südosten.
Während des Zweiten Weltkriegs gewann Darwin zunehmend an Bedeutung, als es wegen einer befürchteten japanischen Invasion evakuiert und eine Besatzung von 32.000 alliierten Soldaten stationiert wurde. Am 19. Februar 1942 wurde die Stadt von insgesamt 188 japanischen Flugzeugen bombardiert, die neben den Treibstofflagern der Stadt auch die Gegend um den Hafen fast vollständig zerstörten. Dieses Bombardement war seit der Staatsgründung der erste Angriff auf australisches Gebiet. Vier von den sechs Flugzeugträgern und die ihnen zugeordneten Bomberstaffeln waren bereits am Angriff auf Pearl Harbor in Hawai beteiligt. Sie warfen über Darwin bedeutend mehr Bomben ab als über Pearl Harbor, obwohl dem Angriff militärisch weit weniger Bedeutung beigemessen wurde.
Seit dem Jahr 2003 verbindet die zentralaustralische Eisenbahn Darwin mit Alice Springs. Damit besteht seit diesem Zeitpunkt eine durchgehende Verbindung bis nach Adelaide in Süd-Australien und in andere australische Städte. Auf dem Straßenweg ist Darwin über den Stuart Highway zu erreichen, der ebenfalls bis nach Adelaide führt.
Darwin-Blick vom Bicentennial Park auf den Lameroo Beach und Darwin Harbour
Meine erste Nacht in Darwin bescherte mir einen eher unruhigen Schlaf. Immerhin konnte ich aber nach genauer Überprüfung zufrieden konstatieren, dass aus meinem Koffer durch die kleine Panne am Flughafen nichts abhandengekommen war. Nach der Beantwortung einiger Emails verließ ich gegen Mittag das Hotel und suchte mein Glück bei der empfohlenen Autovermietung. Und bei diesem Versuch hatte ich endlich einen durchschlagenden Erfolg. Nicht nur, dass sich die Rate ähnlich derjenigen von meinem Toyota von Sydney bewegte, kümmerte mich auch die ausreichende Kilometerbeschränkung nicht. Der Selbstbehalt im Schadensfall war machbar. Bewerkstelligt wurde dieses gute Angebot durch eine Aufweichung bestimmter Versicherungsleistungen, die mich aber allesamt nicht beunruhigten, da ich Mietwägen ohnehin immer wie meine eigenen Autos behandelt hatte. Für den nächsten Tag reservierte ich einen relativ neuen und ziemlich großen Japaner, der richtig flott aussah. Dieses Erfolgserlebnis machte mich glücklich und teilte mir gleichzeitig mit, dass man sich nicht sofort mit jedem schlechten Angebot zufrieden geben muss. Unmittelbar anschließend buchte ich eine Nacht im am Vortag entdeckten Motel gleich neben der Autovermietung und hatte mich damit meiner Sorgen vorläufig entledigt.
Das war nun ein guter Anlass, ein wenig durch die Stadt zu spazieren. Vom CBD war ich in wenigen Minuten an
The Esplanade angelangt, einer langen geraden Straße mit protzig glitzernden Hotels auf der einen Seite und dem
Bicentennial Park auf der Wasserseite. Ich war einfach neugierig, wie der Strand hier aussehen würde. Der Strand vor dem Hafen hieß
Lameroo Beach, war aber kein Strand im ursprünglichen Sinn, sondern eine mit Steinen und Schlamm bedeckte Fläche, die bei Ebbe nicht besonders schön anzusehen war. Der Park war sehr gepflegt, und ich traf wieder einmal auf eine weiße alte historische Kanone am Uferbereich. Das Wetter war wolkenlos und dermaßen heiß in der Sonne, dass ich es keine Minute in selbiger aushielt. Ich ging The Esplanade in Richtung Osten bis zur Darwin Waterfront. Am Übergang befand sich das Regierungsviertel mit dem
Parlament, dem
Government House und einer ganzen Reihe schöner renovierter historischer Gebäude. Die Distanzen waren nicht sehr groß, und ich konnte ohne Mühe wieder ins Zentrum mit den Hauptgeschäftsstraßen zurückkehren.
Darwin CBD-„Ride the Croc“ Amphibienfahrzeug
Am nächsten Morgen checkte ich aus meinem Hotel aus und holte meinen Mietwagen. Anschließend zog ich in das gegenüberliegende Motel ein und begann ein wenig später eine Stadtrundfahrt. Ich besuchte nochmals The Esplanade nahe am Wasser und blickte mich genauer um. Darwin liegt an einer natürlichen Halbinsel und bietet trotz großer Gezeitenunterschiede eine Anlegestelle für viele Typen großer Schiffe. Der Hafen ist insbesondere für die lokale Industrie von Bedeutung und er ist Anlaufstelle von Patrouillenbooten, Fähr- und Containerschiffen, Fischerbooten und von Bohrinsel-Begleitschiffen. Auch eine Fregatte hat im Hafen ihr Zuhause. Beim Einkaufszentrum fand ich einen neuen Parkplatz und wanderte durch die Geschäftsstraße nochmals in Richtung Parlament. Vor dem Visitor Information Centre, wo ich mir Unterlagen für meine bevorstehende Abreise in die Nationalparks holte, stand ein Amphibienfahrzeug für Touristen bereit, das auch eine Schiffsschraube hatte, und demnach schwimmen konnte. Unter dem Titel
„Ride the Croc“ wurde um Kunden geworben. In kürzester Distanz befanden sich der
Oberste Gerichtshof und das Parlament, dem ich einen Besuch abstattete.
Darwin-Parlament: so sehen oder sahen Parlamentarier in Darwin aus
Das Parlament von Darwin wurde im Jahr 1994 eröffnet und steht am südlichen Ende der
Mitchell Street. Das kastenförmige Gebäude in südostasiatischer Kolonialarchitektur ist dafür ausgelegt, dem Monsunklima vor Ort standzuhalten. Der große höhlenartige Innenbereich mit einer Galerie im ersten Stock beinhaltet auch die
Northern Territory Library und ein Café. Auf großen Tafeln stand über die Geschichte des Landes zu lesen. Im Februar 1788 proklamierte Captain Arthur Phillip als Gouverneur formal, dass auf ganz Ost-Australien, später New South Wales genannt, britisches Recht anzuwenden sei. Im September 1824 vergrößerte sich der Einflussbereich um das heutige Northern Territory. Im Jahr 1850 wurde eine Bestimmung für die neuen Kolonien erlassen, die ihnen gesetzgebende Gewalt (Legislative) zur Erhaltung des Friedens, der Sicherstellung der Ordnung und für eine zuverlässige Regierung ihrer Gebiete einräumte. Im Jahr 1863 wurde das Northern Territory durch einen Akt von Queen Victoria an South Australia angeschlossen. Bis zum Jahr 1890 hatten alle Kolonien ihre eigenen gewählten Regierungen ausgenommen das Northern Territory. Als im Jahr 1901
The Commonwealth of Australia geschaffen wurde, wollte man das Northern Territory zunächst an England abtreten. Schließlich vereinte man im Jahr 1911 alle Kolonien am australischen
Darwin-Eingang zum Chung Wah Temple
Festland und The Northern Territory wurde zum
„The Northern Territory of Australia“. 1974 gewährte The Commonwealth dem Northern Territory maßgebliche Regierungsbefugnisse mit einer vollständig gewählten gesetzgebenden Körperschaft und dem Recht, zwei Senatoren zu ernennen. Die neue Flagge wurde erstmals 1978 gehisst, doch das Northern Territory war noch immer kein eigener richtiger Staat. Erst im Jahr 1983 wurde die Mitgliedsanzahl der gesetzgebenden Versammlung auf 25 Personen erhöht und im August 1994 das neue Parlamentsgebäude eingeweiht.
Darwin hat auch einen chinesischen Tempel mit einem angeschlossenen kleinen Museum, das die Geschichte der chinesischen Siedler am Top End in Australien zum Gegenstand hat. Der
Chung Wah Temple ist nicht unbedingt ein architektonisches Juwel, und auch sein Inneres ist eher bescheiden ausgestattet. Ich fand die üblichen scharlachroten Laternen, glühende Räucherstäbchen in sandigen Behältern und diverse Figuren aus der Mythologie. Dennoch war es nach langer Zeit wieder einmal interessant, eine derartige Stätte zu betreten.
Zum Schluss fuhr ich ins Hafenviertel zur
Stokes Hill Wharf und spazierte in der glühenden Sonne durch die Hallen und Anlagen. Das gesamte Viertel war mit großem finanziellem Aufwand saniert und neu entwickelt worden und präsentierte sich ansehnlich. Neben einem Terminal für Kreuzfahrtsschiffe fanden sich Luxushotels, Boutiquen, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, the Sky Bridge und eine Wave Lagoon. Am Ende des Kais beherbergte ein altes Lagerhaus ein Food Centre, das bestens zum Dinner beim Sonnenuntergang am Hafen prädestiniert war.
Am südlichsten Ende des Hafengebietes liegt die
Fort Hill Wharf, die aber größtenteils gesperrt war und kommerziellen Zwecken dient. Dort befindet sich auch das oben erwähnte Cruise Ship Terminal.
Der
Litchfield National Park breitet sich ungefähr 130 Kilometer südlich von Darwin im Northern Territory aus. Namensgeber des Parks war der Forschungsreisende Frederick Henry Litchfield. Der im Jahr 1986 eröffnete Nationalpark ist zwar nicht so bekannt wie sein berühmter östlicher Nachbar der Kakadu National Park, aber nicht wenige Einheimische
Litchfield National Park, Buley Rockhole, Lower Pools
bewerten ihn dennoch höher. Er kann trotz im Sommer sehr heftiger Monsunregen ganzjährig besucht werden, wobei in der Regel die kleine Ortschaft
Batchelor am Osteingang den Ausgangsort bildet. Die in einigen anderen touristisch attraktiven Gebieten Nordaustraliens zahlreich vorkommenden Krokodile stellen im Litchfield Nationalpark ein vergleichsweise eher geringes Problem dar, wobei aber Angriffe auf Menschen nicht gänzlich ausgeschlossen sind. Der 1.500 Quadratkilometer große Park umschließt einen Großteil der eindrucksvollen
Tabletop Range, ein weitläufiges Sandsteinplateau, das überwiegend von Klippen umgeben ist. Landschaftlich ist der Park durch seine sehenswerten Wasserfälle geprägt, die in herrliche klare Fallbecken stürzen. Einige davon sind herausragend zum Schwimmen geeignet. Die typischen Waldlandschaften sind von diversen Eukalyptusbäumen bestimmt, in den Schluchten der Flüsse kommen auch Monsun-Regenwälder vor.
Darwin-Nightcliff Village
Meine Abreise aus Darwin in Richtung des Litchfield Nationalparks begann ich mit der Fahrt nach
Nightcliff, einem nördlichen Vorort der Hauptstadt. Ich wollte einfach wissen, wie die Küstenlandschaft in der Umgebung aussah. Der Tag präsentierte sich neuerlich ungebrochen heiß mit Temperaturen um die 36 Grad. Der attraktive Küstenbereich rund um Nightcliff war von langen ununterbrochenen
Parklands mit Rad- und Wanderwegen gesäumt, doch einen schönen Strand im herkömmlichen Sinne suchte ich vergeblich. Es standen unzählige Picknick- und Sportmöglichkeiten zur Verfügung, ins Wasser konnte man wegen giftiger Würfelquallen allerdings nicht gehen. Es mutete schon irgendwie seltsam an, dass derart lange Küstenlinien zum Schwimmen gänzlich ungeeignet waren. Am Ende eines langen Stegs standen auf Stufen ins Wasser ein paar Fischer, die mir bereitwillig meine Fragen beantworteten. Auch sie warnten mich eindringlich vor den Quallen.
Dann begann ich meine direkte Anreise in den Nationalpark. Dieses Mal stand mir kein Navi zur Verfügung, doch die Straßendichte hielt sich in Grenzen, und die Route war einwandfrei ausgeschildert. Gelegentlich zogen dichte Rauchschwaden über den Stuart Highway, die von
Road Train während meiner Anreise in den Litchfield National Park
bewusst gelegten
Buschfeuern herrührten. Diese Feuer dienten zur Durchforstung des mit hohem trockenem Gras bewachsenen Bodens. Danach sah alles wieder geklärt aus, und ein neues Wachstum konnte einsetzen. Auch die superlangen
Road-Trains waren hier ständige Begleiter. Später bog ich rechts nach Batchelor, dem Eingangstor zum Park, ab und suchte das Informations-Centre auf. In einer kleinen Parkanlage fand ich einen Miniaturnachbau des tschechischen
Schloss Karlsteins mit einem Denkmal, das ein Einwanderer hier in fünfjähriger Arbeit errichtet hatte. Die Quartiersuche gestaltete sich dann trotz zahlreicher Angebote etwas mühsamer als gedacht. Die Qualität war so schlecht, dass ich erst beim fünften Angebot zusagen wollte. Leider ging dadurch kostbare Zeit und Energie verloren. Bei der trockenen Hitze machte es nicht unbedingt großen Spaß, eine Unterkunft ausfindig zu machen.
Nachdem diese Pflichtaufgabe erledigt war, fuhr ich in den Park ein. Das große Ziel waren die
Florence Falls, die von Batchelor weniger als dreißig Kilometer entfernt lagen. Am Weg dorthin befanden sich aber noch die
Lower Pools des
Buley Rockholes. Diese malerischen Naturbadewannen waren über einen Zeitraum von tausenden von Jahren entstanden. Sie bildeten eine Abfolge von Kaskaden, die jeweils
Litchfield National Park, Buley Rockhole, Lower Pools
in einen schönen Badepool fielen. Das Wasser war herrlich warm, und ich konnte mich lange Zeit darin entspannen und den Bachlauf erkunden. Später wanderte ich ein wenig stromaufwärts, um den Ursprung der stufenartigen kleinen Fälle zu entdecken. Hier war ich in einem wahrlichen Paradies gelandet.
Zu den Florence Falls, die ich nun ansteuerte, gab es zusätzlich einen knapp zwei Kilometer langen Buschwalk, den ich aber wegen der fortgeschrittenen Zeit nicht machte. Die in zwei Rinnen fallenden großartigen Florence Falls gelten den Aborigines als spiritueller Platz und waren über eine fünfzehn minütige Wanderung über 135 Stufen talwärts zu erreichen. Das weite tiefe Becken war von Klippen und Monsun-Regenwald umgeben und ein großartiges Schwimmbassin. Hier gab es ganzjährig Wasser, da tiefe unterirdische Risse und Spalten wie ein Schwamm als Speicher fungierten, und in der Trockenzeit Feuchtigkeit freigaben. Nach dem Abstieg über die Holztreppe war der
Florence Creek über einen kleinen Holzsteg zu überqueren. Die Landschaft in der Schlucht hatte sich in einen Regenwald verwandelt. Im Becken badeten einige Besucher, ich beließ es bei Erkundungsgängen
Litchfield National Park, Florence Falls
zwischen und auf den Felsen. Nach dem Wiederaufstieg zum Parkplatz trat ich die Rückfahrt an, hatte aber noch einen kleinen Programmpunkt vorgesehen.
Vor der Ausfahrt des Parks standen im Buschland riesige Hügel, die aussahen wie Grabsteine. Es handelte sich um die
Magnetic Termite Mounds, große vertikale Termitenhügel, von denen nur die Spitze als Grab für die Toten dient. Am unteren Ende leben der König und die Königin mit den Arbeitern in der Mitte. Soldaten-Termiten haben die Aufgabe, die Kolonie zu verteidigen. Die Bauten sind perfekt zur Temperaturkontrolle ausgerichtet. Sie fangen die erste Morgensonne ein und vermeiden die enorme Mittagshitze. Versteckt im Grasland lagen dutzende große Hügel verstreut. Laufend brannten neben der Straße kleinere Buschfeuer, die mitunter recht gefährlich aussahen, aber offenbar harmlos waren. Den Termitenhügeln konnten diese Feuer keinen Schaden zufügen, denn sie standen alle noch.
Litchfield National Park, Tolmer Falls
Der Litchfield Nationalpark zeichnete sich tatsächlich durch seine großartigen Wasserfälle aus. Am späteren Vormittag begab ich mich von meiner Kabine in Batchelor aus zu den Tolmer Falls. Die Anreise dauerte eine Spur länger, da alle weiteren Sehenswürdigkeiten jeweils nach den bereits besichtigten lagen, aber es handelte sich nicht um große Distanzen. Kurzzeitig kam heftiger Regen auf, der teils auch die Straße leicht unter Wasser setzte, doch zum Glück hörte dieser bald wieder auf. Anhand des Regengusses konnte ich erkennen, wie schnell sich hier alles verändern konnte, und plötzlich unter Wasser stand. Am Weg zu den
Tolmer Falls bewegte ich mich auf der Tabletop Range, von der aus der Strom in mehreren Kaskaden in die Tiefe stürzte. Er hatte im Laufe der Zeit die Landschaft gewaltig ausgehöhlt und neue Zufluchtsorte für Wildtiere geschaffen. Neben der Straße tauchten ununterbrochen schöne Fels- und Steingruppen auf, die bereits auf die Besonderheit der Gegend hinwiesen. Dann bog ich zum Tolmer Falls Lookout ab und parkte den Wagen. Es war klar, dass man an einem so spektakulären Platz nicht alleine blieb. Am Parkplatz standen einige Fahrzeuge, und es herrschte ein reges Kommen und Gehen. Informationstafeln erklärten die geologische Entwicklung der aus Sandstein und Quarzit
Litchfield National Park, Blick in das Umland der Tolmer Falls
bestehenden
Tabletop Range. Die Erosion war in diesem Fall besonders klar ersichtlich, und auch die Fähigkeit des Gesteins, über die trockenen Monate Wasser zu speichern wurde hervorgehoben. Wie schon am Vortag standen auch hier in den engen schattigen Schluchten Monsun-Regenwälder, die ein eigenes Klima erzeugten. Ein Boardwalk führte zur Aussichtsplattform, der die Besucher sowohl tief hinunter in die Schlucht als auch in das offene weite Land im Süden der Kette blicken ließ. Schwimmen war hier nicht möglich, da man richtig zum Wasser hinunter klettern musste, was nur unter Anleitung eines Führers gestattet wurde.
Weitere zehn Kilometer entfernt fielen die teuer angepriesenen
Wangi Falls in die Tiefe. Während der Anfahrt waren viele übermannshohe Termitenhügel zu sehen. Am Parkplatz der Wasserfälle befand sich ein eigenes Besucherzentrum mit angeschlossener Gastronomie. Auf beiden Seiten einer mächtigen braun-orangen teils bewachsenen Felsnase stürzte das Wasser in Stufen in ein großes Schwimmbecken, das von Regenwald umwachsen war. Hier war das Schwimmen zum Zeitpunkt meines Besuchs definitiv verboten, da Krokodile gesichtet worden waren. Ein idyllisch über das seicht abfließende Wasser des
Wangi-Creeks gebauter
Litchfield National Park, Wangi Falls
Steg führte zu einer Beobachtungs-Plattform. Die Pflanzen wuchsen überall üppig und dicht. Es gab zwei Wanderwege, wovon der Wangi Loop Walk gesperrt war. Ich marschierte jedoch die vierhundert Meter zu einer Aussichtsplattform in den Kronen des Regenwaldes hinauf. Am Weg konnte man allerlei seltene Pflanzen und die Golden Orb Spinne bewundern. Nun hatte ich alle großen Fälle des Parks gesehen und war begeistert. Jeder zeichnete sich durch seine speziellen Eigenheiten aus, doch prächtig waren sie alle vier. Mir wurde es niemals langweilig, schöne Wasserkaskaden aufzusuchen.
Ein paar Kilometer fuhr ich noch tiefer in den Park, um die
Cascades zu sehen. Das waren etwas kleinere Fälle, die allerdings einen weiten Anmarsch voraussetzten. Es waren rund eineinhalb Kilometer, durch teils etwas mühsames Gelände zu gehen. Das Wetter präsentierte sich an diesem Tag etwas weniger heiß, dafür aber eine Spur feuchter. Bei einer Gabelung entschied ich mich für die Lower Cascades, die weniger weit entfernt lagen. Anfangs ging ich durch trockenes dürres Buschland. Bald kam ich zum
Cascades Creek, und spazierte eine Weile an seinem sandigen Ufer entlang. Der Pfad begann immer mehr unwegsam zu werden.
Litchfield National Park-Am Weg zu den Lower Cascades
Dann hätte ich auf einem labilen Holzstamm den Bach überqueren müssen. Das war zwar nicht gefährlich, aber ich hatte wenig Lust, abzurutschen oder umzukippen und in den Bach zu fallen. Daher entschloss ich mich, umzukehren und auf die kleinen Kaskaden zu verzichten. Ich hatte ohnehin noch eine gewisse Rückreise zu bewältigen. In Batchelor suchte ich den einzigen kleinen Laden auf und besorgte mir einen Nachschub an Essen.
Im Litchfield National Park hatte ich alles für mich Interessante gesehen und reiste am nächsten Tag über den Stuart Highway nach
Katherine ab. Die Entfernung betrug an die 240 Kilometer. Bald war ich im weit näheren kleinen Ort
Adelaide River angelangt, wo ich sicherheitshalber nachtankte und mir den Fluss anschaute. Das Gewässer war noch recht schmal an dieser Stelle und nahm erst später in Richtung Norden, wo es dann in die Timor See entwässert, an Breite zu. In Adelaide River befand sich auch ein
Soldatenfriedhof (Commonwealth War Graves Cemetery) aus dem Zweiten Weltkrieg, den ich besuchte. Er war sehr gepflegt, und auf den Grabplatten waren viele Einzelschicksale meist junger Männer festgehalten. Zu Beginn der Fahrt regnete es. Es war dennoch heiß, aber bei weitem nicht mehr so feucht wie in
So sah meine Cabin in Batchelor aus
Darwin, was sich angenehmer anfühlte.
In
Pine Creek, wo die Straße in den Kakadu National Park abzweigte, machte ich ebenfalls Halt. Hier gab es ein altes Eisenbahnmuseum, das geschlossen war. Hinter einem Gitter standen eine ausrangierte Lok und weitere Wagen. Das Ganze war nicht besonders attraktiv und ich fuhr zu einem
Lookout mit Blick auf einen See, der bei den ehemaligen Goldminen aus dem Jahr 1871 geflutet worden war. Die Goldgruben reichten bis 135 Meter unter das Wasserniveau und wurden im Jahr 1995 endgültig geschlossen.
Am frühen Nachmittag erreichte ich Katherine, die viertgrößte Stadt im Northern Territory. Die Stadt hat an die zehntausend Einwohner und kann in dieser Region durchaus als große Siedlung bezeichnet werden. Sie liegt etwa 320 Kilometer südöstlich von Darwin direkt am Stuart Highway. Der gleichnamige Fluss, der bei meiner Anfahrt vollkommen harmlos aussah, stellt das erste ganzjährig fließende Gewässer nördlich von Alice Springs dar und hatte die Stadt in der Regenzeit schon einige Male auf verheerende Weise verwüstet. Katherine ist überdies der übliche
Nitmiluk National Park, Baruwei Lookout
Ausgangspunkt für Ausflüge in den nahen
Nitmiluk National Park mit der berühmten
Katherine Gorge. In der Stadt hangen viele Aborigines auf den Straßen herum, die sich aus meiner Sicht teils laut und unangenehm benahmen. Ich fand gleich im ersten Anlauf ein geeignetes Motel, packte kurz aus und besuchte das gegenüberliegende Visitor Information Centre. Dann brach ich in den Nationalpark auf.
Der im Jahr 1989 eröffnete Nitmiluk Nationalpark erstreckt sich auf einer Fläche von 2.921 Quadratkilometern und befindet sich 32 Kilometer nordöstlich von Katherine. Im Norden grenzt er an den Kakadu Nationalpark. Innerhalb des Parks liegt die Katherine Gorge, ein vom
Katherine River über einen Zeitraum von einer Milliarde Jahren in das Arnhem-Plateau gegrabenes, zwölf Kilometer langes System von dreizehn Schluchten mit bis zu siebzig Meter hohen Felswänden aus Sandstein. Die Schluchten und deren Umland haben für das lokale Aborigines Volk spirituelle Bedeutung und wurden in deren Besitz zurückgegeben. Im Park sind auch historische Felsmalereien zu sehen. An der Westgrenze des Parks liegen die Edith Falls, die einen großen See speisen.
Nitmiluk National Park, Baruwei Walk
Für einen River Cruise war es an diesem Tag bereits zu spät, doch ich machte mich mit der Gegend vertraut und stieg auf einen Berg zu einem Aussichtspunkt. Der
Baruwei Lookout lag auf einer der Felsklippen über dem Katherine River, und war vom Nitmiluk Besucherzentrum aus relativ schnell zu erreichen. Am Beginn des Weges hangen hunderte wenn nicht tausende laut kreischende große Fledermäuse in den Bäumen, die einen beißenden Geruch verbreiteten. Dann verlief der Weg entlang des Flusses, wo auch die Bootstouren ihren Ausgang nahmen. Über eine steile Felstreppe ging es die Klippe hinauf. Vom Gipfel gab es eine traumhafte Aussicht auf die Felsformationen und den Katherine River. Es war beschlossene Sache, dass ich die Tour in die Schlucht buchen würde. Deswegen war ich in der Hauptsache nach Katherine gekommen. Beim Zurückgehen sah ich ein Boot in der hereinbrechenden Dämmerung still durch den Fluss schwimmen. Es war sehr schön an diesem Ort. Ich stieg zum Ufer ab, wo man auch auf Krokodile aufpassen musste. Die Sonne blinzelte goldgelb an die Uferfelsen und verwandelte die Landschaft in eine Märchenwelt. Bei der Rückfahrt fielen mir vermehrt die orangefarbenen Stämme der vermutlichen Eukalyptusbäume auf, die in der Sonne glänzten. Am Himmel standen schwarze Rauchwolken, die
Nitmiluk National Park-Kontrollierte Buschfeuer
von bewusst gelegten Buschfeuern herrührten. Eine kleine Brigade von Sicherheitsleuten kontrollierte mit entsprechenden Fahrzeugen das Geschehen. Es sah wilder aus, als es tatsächlich war.
Am nächsten Tag stand die Bootsfahrt durch die beiden ersten Schluchten des Katherine River am Programm. Beim Visitor Centre in der Stadt besorgte ich mir am frühen Vormittag ein Ticket. Um 11 Uhr sollte es dann losgehen. Das war ein prognostiziertes Highlight für mich. Schiffbar waren nur die ersten drei Schluchten, die restlichen konnte man teilweise in langen Wanderrouten, die auch Übernachtungen erforderten, erkunden. Ich entschied mich für die Variante der ersten beiden Gorges, da diese laut Visitor Centre auch die attraktivsten sein sollten. An der Schiffsanlegestelle im Nationalpark warteten alle Teilnehmer, bis sie zum überdachten Ausflugsboot vorgelassen wurden. Dann legte das Boot mit zwei Bootsführern ab. Der Steuermann erzählte während der gesamten Fahrt von interessanten Zusammenhängen und Wissenswertem der Region. Das Wetter war wolkenlos, sehr heiß und trocken. Der ruhige sanft fließende Fluss wand sich durch höhere und niedere Felsformationen. Ich konnte den
Nitmiluk National Park-Katherine Gorge Boat Cruises, Gorge 2
Aussichtspunkt, an dem ich am Vortag gestanden war, vom Boot aus erkennen. Krokodile spielten in diesem Gewässer eine Rolle, obwohl dieses Mal keines zu sehen war. Wir cruisten langsam flussaufwärts und ließen auf der rechten Seite eine schöne Sandbank vorbeiziehen, wo sich gerne Krokodile aufhielten. Später wurde es steiler rund um das Wasser. Die Klippen wurden an beiden Ufern höher und spektakulärer. Wir befanden uns noch im Abschnitt der ersten Schlucht. Eine mit Steinen, Felsblöcken und kleinen begrünten Inseln gespickte Untiefe verhinderte die Weiterfahrt. Das Schiff legte an einer Betonmole an. Wir stiegen aus und gingen einige hundert Meter durch eine herrliche Flusslandschaft mit Felsformationen ringsum. An einer hohen Felswand waren historische Wandmalereien der Einheimischen zu sehen. Auf Tafeln wurde die faktische und spirituelle Bedeutung des Wassers für die Aborigines dargestellt. Es handelte sich um Werte wie Achtung, Respekt, Schutz der Umwelt und Angemessenheit. In den Felsbildern wurde vieles davon zum Ausdruck gebracht.
Nitmiluk National Park-Katherine Gorge Boat Cruises, Gorge 2, Katherine Canyon
Wir stiegen in ein zweites Boot um und setzten die Fahrt durch die besonders schöne zweite Schlucht fort. Im Grunde waren es nicht einzelne Schluchten, die wir befuhren, sondern ganze zusammenhängende Systeme, die unterteilt waren. Der Schiffsausflug lag exakt auf meiner Linie. Das war, was ich liebte, einfache aber atemberaubende Aussichten, die sich von Sekunde zu Sekunde in einer neuen spektakulären Art und Weise präsentierten. Manchmal zeigten sich zwischen den Wänden schmälere oder auch breitere Öffnungen, die über ewige Zeiträume an Schwachstellen des Gesteins ihren Ausgang genommen hatten. Verstreut über verschiedene Bereiche waren Krokodilfallen aufgestellt. Die Tiere wurden nicht getötet, sondern an anderer Stelle wieder freigesetzt. Schließlich gelangten wir zu einem der Höhepunkte des Ausflugs. Unser Boot fuhr in den schmalen und von hohen Wänden eingeschlossenen
Katherine Canyon ein. In den Wänden befanden sich immer wieder kleine Höhlen und Löcher oder auch Kammern direkt oberhalb des Pegelstandes, die bei Hochwasser natürlich geflutet waren. Schließlich war auch der zweite Abschnitt nicht mehr weiter schiffbar, und unser Boot musste umkehren. Langsam fuhren wir durch den Canyon wieder zurück zur Umsteigstelle. Die neue Richtung bot andere Perspektiven. Über den einmaligen
Felsenweg wanderten alle retour zur Anlegestelle des ersten Bootes und nach rund zwei Stunden war die großartige Ausfahrt leider zu Ende.
Kurz kehrte ich in mein Motel zurück, holte meine Badehose und machte mich auf den Weg zu den
Katherine Hot Springs. Die Hot Springs sind eine Abfolge kleinerer sehr warmer kristallener Thermal-Pools am Rande der Stadt in einer malerischen Parkanlage an den Ufern des Katherine River. Ein Boardwalk führte ein Stück das kleine Bächlein hinauf. Im Wasser plantschten und spielten viele Kinder. An einer kleinen Kaskade bot eines der Becken eine richtige Gegenstromanlage durch das einströmende Wasser. Es machte mir Spaß, in den natürlichen Becken, die eine konstante Wassertemperatur von 32 Grad Celsius aufwiesen, eine Weile herumzutollen und mich abzukühlen.
In dieser Nacht hatte ich sehr gut geschlafen. Mein letzter Tag in Katherine vor der Abreise in den Kakadu Nationalpark brach an. Ich hatte einen Ausflug zu den
Edith Falls (Leliyn) am Westrand des Nitmiluk Nationalparks vor Augen. Dazu musste ich den Stuart Highway rund 45
Nitmiluk National Park-Badespaß im Pool der Edith Falls (Leliyn)
Kilometer nach Norden fahren und dann weitere zwanzig Kilometer eine asphaltierte Seitenstraße nach Westen in den Park. Kurz nach der Abzweigung überquerte ich die Bahntrasse von Darwin nach Alice Springs, was in dieser wüstenartigen Gegend schon ein besonderes Ereignis für mich war. Nach kurzer Fahrt kam ich am glühend heißen Parkplatz an. Der romantische See beim Wasserfall bot jedoch einen sicheren Badeplatz und den Ausgangspunkt für eine Wanderung zu den oberen Badepools. Vor der Abkühlung im See unternahm ich den kurzen Aufstieg. Es war trocken und heiß, doch ich wollte die Aussichtspunkte und den oberen Wasserfall unbedingt gesehen haben. Auf einer kleinen Brücke überquerte ich den
Edith River, als er ruhig und langsam in die Ebene weiterfloss. Daneben war eine Krokodilfalle installiert. Das Schwimmen galt aber als unbedenklich. Die Ranger kontrollierten das Gebiet regelmäßig und würden den Pool bei Gefahr sofort schließen. Nach dem Übersetzen der Brücke marschierte ich eine Weile bergauf, bis ich auf einer felsigen Ebene angelangte. Dort ging es zwischen Steinen und einzelnen Felsgruppen weiter. Einen ersten Ausblick auf das darunterliegende Flachland hatte ich schon gehabt. Vom
Bemang Lookout konnte man die zweite und die obere Fallstufe einsehen. Auch nach dem zweiten Fall gab es ein längliches Becken, das jedoch schwer zugänglich war. Fünfhundert Meter lagen noch vor mir. Ein kleines morastiges Bächlein verlief plötzlich
Nitmiluk National Park-Edith River mit Krokodilfalle (rechts) bei den Edith Falls (Leliyn)
neben dem Weg. Woher dieses so überraschend kam, blieb unklar. Auf der dritten Ebene hatte ich dann endlich die oberen Becken samt dem breiten aber nicht sehr hohen Wasserfall vor mir liegen. Über mehrere kleine Holzbrücken und große Felsplatten überquerte ich den Wasserlauf und blickte vom Ufer auf das Geschehen. Einige Leute saßen auf den Steinen oder schwammen in den Pools. Der kreisrunde Hauptpool war rundum von Steinen und Felsen umgeben. Mir war es lieber, unten im großen See zu schwimmen, wo es am Ufer nicht nur Steine, sondern auch eine schattige Liegewiese gab.
Ich stieg wieder ab und tauchte in den herrlichen spiegelglatten Schwimmteich ein. Die Temperatur war sehr angenehm, nicht zu warm und nicht zu kalt, und betrug geschätzte 25 Grad. Bemerkenswerterweise war mir beim Herausgehen bedingt durch den starken Wind im Schatten sogar etwas kühl, daher nahm ich ein Sonnenbad. Eine Weile entspannte ich mich beim Schwimmen und Sonnen, bevor ich nach ungefähr drei Stunden die Rückfahrt antrat. Das war mein abschließender Aufenthalt im schönen Nitmiluk National Park, der mir zahlreiche bemerkenswerte Naturschönheiten geboten hatte.
In Katherine erledigte ich noch ein paar Routineaufgaben, da ich mich am nächsten Tag wieder einen Schritt weg von der Zivilisation bewegen würde.